„Geschlechterunterschiede in der Medizin berücksichtigen“
„Medizin funktioniert nicht nach dem Prinzip ‚One-size-fits-all‘ – genau deshalb brauchen wir mehr geschlechtersensible Forschung und Versorgung“, macht der sozial- und gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Eike Holsten deutlich. Gemeinsam mit Sophie Ramdor, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, hat er für die CDU im Juni-Plenum einen Antrag hierzu eingebracht. Sie fordern konkrete Verbesserungen in Diagnostik, Therapie und medizinischer Ausbildung. „Frauen und Männer werden anders krank, zeigen andere Symptome – aber unser Gesundheitssystem ist auf den Durchschnittsmann ausgerichtet“, kritisiert Eike Holsten.
Der Gesundheitspolitiker Eike Holsten verweist auf alarmierende Unterschiede in der Versorgung: „Frauen kommen im Schnitt zwei Stunden später mit einem Herzinfarkt in die Klinik – und haben ein 1,5-mal höheres Risiko, im ersten Jahr daran zu sterben. Nicht, weil sie schlechter untersucht werden, sondern weil ihre Symptome anders aussehen und oft nicht ernst genommen werden.“ Auch bei Männern gebe es massive Forschungslücken: „Erkrankungen wie Osteoporose oder Depressionen werden bei Männern oft erst sehr spät erkannt – weil sie nicht ins gewohnte Bild passen. Auch hier müssen wir Wissen vermitteln und Vorurteile abbauen.“
Dringender Handlungsbedarf
Sophie Ramdor betont, wie dringend der Handlungsbedarf sei: „Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das die Realität aller Menschen abbildet und nicht nur für den männlichen Körper vorgesehen ist. Das beginnt bei der Forschung, geht über die Lehre an den Universitäten und reicht bis in die ärztliche Weiterbildung.“ Ramdor hebt hervor, dass es bei der medizinischen Versorgung von Frauen einige blinde Flecken gebe: „Erkrankungen wie Endometriose und Lipödem führen ein medizinisches Schattendasein und werden oftmals nicht ernst genommen. Und das, obwohl Millionen Frauen davon betroffen sind.“
Für eine gerechtere medizinische Versorgung
„Unser Antrag zeigt klar auf, wo wir ansetzen müssen: in der medizinischen Forschung, in der ärztlichen Ausbildung, in der Selbsthilfe“, so Ramdor abschließend. „Wir wollen, dass medizinische Versorgung gerecht wird – nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch passgenau. Eine moderne Medizin, die Frauen und Männern gleichermaßen gerecht wird, ist überfällig.“ Ramdor ergänzt: „Wir brauchen ein Umdenken in Forschung, Lehre und Praxis – so schnell wie möglich.“
Um sich zu informieren, war Eike Holsten mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Lechner zu Besuch an der Medizinischen Hochschule Hannover und im Austausch mit Professor Dr. med. Peter Hillemanns. Dort besteht seit Ende 2009 das Kompetenzzentrum für geschlechtersensible Medizin.
Foto: CDU-Landtagsfraktion Niedersachsen